»Kompass Wohnqualität« – Qualitätsdefinition

Qualität von ambulanten und gemeinschaftlichen Wohnangeboten …

… bedeutet, dass Menschen mit Behinderungen in ihren jeweiligen Wohnformen Bedingungen vorfinden, durch die ein höchstmögliches Maß an Lebensqualität unter voller Achtung der jedem Menschen innewohnenden Würde und der Individualität jedes Einzelnen erreicht wird.

Die Grundlage hierfür liefert eine partizipative und transparente Vereinbarung von Leistungen zwischen dem Klienten, dem Leistungserbringer und dem Leistungsträger unter Berücksichtigung aller relevanten wohnbezogenen Lebensbereiche. Diese findet auch ihren Ausdruck in möglichen persönlichen Zielvereinbarungen zwischen Leistungserbringer und Klienten.

Umgesetzt wird dies durch eine umfassende Partizipation und Mitbestimmung, den Abbau bzw. Vermeidung von Teilhabebarrieren und eine an den Ressourcen und Bedürfnissen des Einzelnen ausgerichtete Assistenz und Begleitung.

Anbieter von ambulanten und/oder gemeinschaftlichen Wohnangeboten stellen zur Erreichung und wirkungsorientierten Überprüfung dieser Leistungen strukturelle Rahmenbedingungen und Verfahren zur Verfügung und gewährleisten gute Arbeitsbedingungen. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der fachlichen und strukturellen Angebote wird durch eine auf Klienteninteressen fokussierte und auf Kooperation ausgerichtete Angehörigenarbeit, interdisziplinäre und trägerübergreifende Netzwerkarbeit sowie die aktive Einbindung von Klienten und Wohnanbieter in den Sozialraum gefördert.

Angehörigenarbeit bezieht sich auf die Eltern, Geschwister und andere nahestehenden Personen der Klienten und hat zum Ziel, durch eine wertschätzende Haltung Ressourcen aus dem familiären Umfeld der Klienten bestmöglich zu ihrer Begleitung zu nutzen, ohne den potentiellen Konflikt zwischen Klienten- und Angehörigeninteressen auszublenden.

Unter Behinderung verstehen wir „langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen […], die in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren [die] volle und wirksame Teilhabe gleichberechtigt mit anderen an der Gesellschaft behindern können.“ (UN-BRK, Schattenübersetzung)

Lebensqualität in Bezug auf Wohnangebote ist mehrdimensional, also kultur-, werte- und individuumsbezogen sowie lebensphasenorientiert zu betrachten (WHO QOL) und ist immer eine Kombination aus objektiven Lebensbedingungen und subjektivem Wohlbefinden (SCHALOCK nach Schäfers). Dabei besteht eine komplexe Wechselwirkung von körperlicher und seelischer Gesundheit, persönlicher Unabhängigkeit, sozialen Beziehungen, der materiellen Umwelt und individuellen Überzeugungen/Glauben. (WHO QOL)

Netzwerkarbeit als die Vernetzung mit relevanten Akteuren im wohnbezogenen Lebensumfeld stellt die optimale medizinische, therapeutische, kulturelle und materielle Versorgung der Klienten sicher. Aktiv betriebene trägerübergreifende Netzwerkarbeit der Einrichtung ermöglicht lebensphasenorientierte Begleitung auch bei krisenhaften Ereignissen. Orientierung am Sozialraum als Wohn- und Lebensumfeld in der Gemeinde/Nachbarschaft schafft Zugänge zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft.

Partizipation und Mitbestimmung unter Berücksichtigung der individuellen Fähigkeiten und Ressourcen der Klienten beziehen sich sowohl auf die Vereinbarung persönlicher Ziele wie bspw. Freizeit- oder Lernangebote, als auch auf Aspekte der Organisation und des Managements der Einrichtung, d.h. Essensversorgung, Möblierung, Personalauswahl usw. Materielle und soziale Teilhabebarrieren werden abgebaut bzw. vermieden. An den individuellen Bedürfnissen ausgerichtete Assistenz und Begleitung geschieht immer in Hinblick auf die Förderung und Ermöglichung einer selbstbestimmten Lebensführung und der vollen und gleichberechtigten Teilhabe am Leben in der Gesellschaft unter der gleichzeitigen Gewährleistung von transparenten Bindungs- und Sicherheitsangeboten.

Persönliche Zielvereinbarungen zu individuell relevanten wohnbezogenen Lebensbereichen werden anhand anbieterweit vereinbarter Verfahrensweisen getroffen. Sie berücksichtigen zumindest Zielsetzungen zu körperlichem und emotionalem Wohlbefinden, zu sozialen Interaktionen und Beziehungen, zu häuslichem Leben und materiellem Wohlbefinden, zu persönlicher Entwicklung in Bezug auf Lern- und Wissensanwendung, zu bedeutenden Lebensbereichen wie Arbeit und Freizeit und zur sozialen Inklusion sowie der Wahrnehmung von Rechten (ICF, SCHALOCK).

Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität werden durch fachlich begründete Verfahrensweisen und die Erhebung geeigneter Kennzahlen sowie die systematische Einbeziehung und Befragung der Klienten im Rahmen des Qualitätsmanagements nachhaltig sichergestellt und wirkungsorientiert evaluiert. Gute Arbeitsbedingungen im Spannungsfeld zwischen Klienten- und Mitarbeiterinteressen zeigen sich beispielsweise in einer gelebten Wertschätzungskultur, einem systematischen betrieblichen Gesundheitsmanagement, einer zuverlässigen Dienstplangestaltung sowie einer Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und den beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens. Die Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz des Personals wird durch die Einrichtung über Möglichkeiten zu Fort- und Weiterbildung kontinuierlich weiterentwickelt und durch interdisziplinäre Zusammenarbeit auch beim ehrenamtlichen Personal zielgerichtet gefördert.